Deutsche Polizeimeisterschaften

Deutsche Polizeimeisterschaften

An zwei Wettkampftagen kürten die Länder- und Bundespolizei in Lindow ihre Deutschen Meister und kämpften in den Mixed-Teams um die Medaillen. Für Rheinland-Pfalz holte die Mendiger Judoka Sarina Schellert Gold und die Lahnsteinerin Sina Daniel Bronze.

 

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Gold für Sarina Schellert und Bronze für Sina Daniel

 

Die Halle bebt im Sport- und Bildungszentrum Lindow im Land Brandenburg. Gerade läuft das Finale in der 73-Kilo-Klasse und die beiden Athleten Nick Angenstein und Dan Matuschowitz, beide aus Niedersachsen, schenken sich über 13 Minuten lang nichts. Beide sind sehr dynamisch, aktiv, es gab viele Emotionen und die Sportler in der Halle feuern beide Athleten immer wieder an, motivieren und zollen Beifall. Nach 13:05 Minuten dann ein spektakulärer Ippon durch Nick Angenstein, die Halle steht Kopf.

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Solche Emotionen gibt es bei diesen 34. Deutschen Polizei-Meisterschaften im Judo in so mancher Situation immer wieder. Und nicht nur die Teilnehmer sind begeistert von den Kämpfen, sondern auch die Ehrengäste. Allen voran die Präsidentin der Hochschule der Polizei des Landes Brandenburg, Dr. Heike Wagner. Sie gibt der Veranstaltung die Ehre, an beiden Tagen vor Ort zu sein und voller Freude die Wettkämpfe zu verfolgen. Bereits in ihren Grußworten zur Eröffnung betont sie, wie wichtig die Sportart Judo für die Polizei ist. „Beim Einmarsch und während der Eröffnung habe ich schon gesehen, dass die Athleten und Athletinnen große Freude, eine gewisse Angespanntheit, aber auch jugendlichen Elan und Energie versprühen. Die Fairness im Wettkampf und die Art, wie man miteinander umgeht, auch bei Treffern die Entschuldigung dafür gibt, all das fasziniert mich hier bei diesen Meisterschaften sehr“, sagt sie mit Begeisterung in der Stimme. Sie freut sich, dass der Sport verbindet, eine Gemeinschaft herstellt. „Diese Sportart ist prädestiniert für die Polizei und die Athleten sind alle Vorbilder für unsere Anwärter. Die Fairness und der Umgang miteinander sind ganz entscheidend für die polizeiliche Arbeit.“

Am ersten Wettkampftag ist auch der Präsident des Deutschen Judo-Bunds zugegen. Thomas Schynol begrüßt die Teilnehmer und betont die enge Verbindung zur Polizei. „Ich freue mich über diese hervorragende Kooperation zwischen dem Deutschen Polizeisport-Kuratorium (DPSK) und dem DJB.“

Auch das Ministerium des Innern und für Kommunales ist mit der Abteilungsleiterin Polizei, Anja Germer, vertreten. „Ich habe großen Respekt vor ihrer Disziplin, Dienst und Judo zu vereinbaren“, sagt sie in ihren Grußworten an die Veranstaltung.

Auf der Tatami laufen die Kämpfe mit großer Begeisterung durch die Polizeibeamten. Das technische Niveau und die Fitness sind hoch. „Hier gibt es ein ungewöhnlich hohes Niveau für so eine Polizei-Meisterschaft, zumal nach den Corona-Jahren über lange Zeiten kein Training möglich war und dadurch auch die Meisterschaft vor zwei Jahren ausfallen musste“, schätzt der Bundes-Fachwart für Selbstverteidigung/Judo beim DPSK, Johannes Daxbacher, ein. Er ist begeistert von den tollen Ippon, dem Nicht-aufgeben-wollen in den Golden Score-Kämpfen und dem Durchhaltevermögen der Judoka. „Man muss sich auch mal in einen Kampf verbeißen, um den lösen zu können. Man kann nicht einfach aufgeben. Das ist ja auch der Auftrag des Polizeibeamten. Der Bürger hat das Recht darauf, dass es eine Lösung zu seiner Anfrage gibt und Probleme ernst genommen werden“, versucht er, die Parallelen zum Dienstverständnis herzustellen.  

Wie hochgradig das Turnier besetzt ist, zeigt ein Blick in die Starterlisten. Frühere Nationalkader-Athleten wie zum Beispiel André Breitbarth, Max Münsterberg, Domenik Schönfeld, Christina Faber, Carolin Weiß, Szaundra Diedrich oder die aktuellen Athleten Tim Gramkow, Daniel Herbst, Samira Bouizgarne, die aktuelle U23-Team-Europameisterin Leila Göbel und vor allem unser Olympia-Zweiter Eduard Trippel.

Er sorgte wie auch Tim Gramkow für besondere Aufmerksamkeit bei diesem Turnier. Beide starten jeweils eine Klasse höher als ihre angestammte Gewichtsklasse und haben souverän ihre Konkurrenz gewonnen. „Die 100-Kilo-Klasse war stark besetzt, dennoch hat Eduard alle mit super Techniken von der Matte gefegt. Das war eine tolle Werbung für Judo“, schwärmt Johannes Daxbacher noch immer. Für Eduard Trippel ist dieser Wettkampf etwas ganz Besonderes. „Es ist meine erste Deutsche Polizei-Meisterschaft und ich habe die Möglichkeit, mit meinen Kollegen zusammen zu kämpfen. Der Mannschaftsgeist hier ist cool.“ An die 100-Kilo-Klasse ist er anders rangegangen, weil alle Kämpfer deutlich schwerer waren als er. „Aber ich war flinker“, sagt er verschmitzt. Für ihn war es auch mal toll, kein Gewicht machen zu müssen und er war selbst überrascht, dass ihm die 100 durchaus gelegen hat.

In einem Mannschaftskampf trat er gegen einen Kämpfer mit orange-grün-Gurt an. Es war auffällig, wie sorgsam er mit ihm umgegangen ist. „Ich unterschätze niemanden und respektiere Jeden, auch wenn er vermeintlich schwächer ist“, sagt er ganz selbstverständlich dazu. „Es ist mir wichtig, dass ich denjenigen nicht verletze.“ Er hatte seinen Gegner mit einer sauberen Technik auf dem Boden abgelegt. Die Verkörperung der Judo-Werte an diesem Tag ist sicher auch an diesem Beispiel deutlich geworden und Eduard Trippel wird seiner Vorbildrolle gerecht. „Ich will ja hier auch der Polizei aus Hessen etwas zurückgeben“, positioniert er sich klar.

Das Thema Fairness ist immer wieder allgegenwärtig. „Es wird hier hervorragend und hart gekämpft, aber immer im Rahmen des Judo-Regelwerks“, sagt Johannes Daxbacher.

Hauptorganisator der Veranstaltung ist der Polizeisportbeauftragte des Landes Brandenburg, Andreas Merten, gemeinsam mit seinem Team unter der judofachlichen Betreuung von Jan Schröder, Vizepräsident des Brandenburgischen Judo-Verbandes.

Andreas Merten lobt die Atmosphäre bei diesen Meisterschaften. „Es ist hier sehr spannend, beim Judo sind die Athleten sehr offen und herzlich und mit viel Empathie dabei“, empfindet er es als Besonderheit in unserer Sportart. Es ist für ihn nach anderen Sportarten die erste Polizeimeisterschaft im Judo. „Ich bin sehr dankbar für die Unterstützung der Länder gerade im Bereich der Kampfrichter. Es gibt eine sehr gute Zusammenarbeit und die Kampfrichter sind auch begeistert von den Bedingungen hier“, sagt er dankbar über die Arbeit der Unparteiischen. „Die Deutsche Polizeimeisterschaft vereint die Judoka über die Landesgrenzen hinweg und schafft ein WIR-Gefühl. Die Zweikampfsportarten sind essentiell für die Arbeit der Polizei“, betonte er bereits in seinem Grußwort bei der Eröffnung. „Die Sportart Judo gehört zum Berufsbild der Polizeibeamten und beinhaltet Fitness, Selbstverteidigung und vor allem auch die Judowerte.“

Nachdem die Einzelwettkämpfe zu Ende sind, beginnen die Mixed-Team-Wettkämpfe. Insgesamt nehmen zwölf Teams aus den Landesverbänden und der Bundespolizei teil. Diese Meisterschaften werden zum zweiten Mal nach 2018 ausgerichtet und die Polizei Bayern ist Titelverteidiger. In diesem Jahr hat Niedersachsen die Nase vorn und gewinnt gegen Nordrhein-Westfalen. Bayern und Sachsen belegen die Bronze-Ränge.

Als Beste Techniker werden Bertille Murphy aus Bayern und Tim Gramkow aus Niedersachen ausgezeichnet. Zusätzliche Ehrungen gibt es für die erfahrensten Kämpfer. Frank Köckeritz aus Berlin nimmt als 60-Jähriger aktiv teil, Claudia Kuhn aus Baden-Württemberg wird Neunte.

Als attraktivster Kampf wurde das eingangs erwähnte Finale in der 73-Kilo-Klasse ausgezeichnet.

Jan Schröder, der alle organisatorischen Fäden im judofachlichen Bereich in der Hand hat, war es besonders wichtig, hochqualifizierte Kampfrichter auf die Matte zu bekommen. Die Polizei-Kampfrichter aus den Ländern wurden durch Unparteiische aus dem Land Brandenburg unterstützt. „Ich habe so ein hohes Niveau an Kampfrichtern noch nie in den letzten Jahren erlebt“, ist er begeistert.  Auch die Kämpfer und Betreuer haben die Judowerte gelebt und waren sehr fair. „Ihnen allen gilt mein Dank.“

Abschließend gibt Dr. Heike Wagner, die Präsidentin der Polizei-Hochschule, noch ein Plädoyer für diese Meisterschaft. „Wenn ich hier die jungen Leute sehe, in dem Wissen, dass sie auf dem Weg zum Polizisten sind, dann ist mir um die Polizei nicht bange. Nehmen sie ihre Energie und Haltung auf der Tatami mit in ihre Dienststellen und transportieren sie die mit zu ihren Kollegen“, appelliert sie an die Teilnehmer. „Es war mir eine Ehre, hier dabei zu sein.“ Mit einem Augenzwinkern ergänzt sie: „So wie sie hier bei den Kämpfen die Halle zum Beben gebracht haben, dürfen sie heute Abend zur Abschlussparty den Saal zum Beben bringen.“

Einzelauszeichnungen:

Bester Techniker: Tim Gramkow – Niedersachsen

Beste Technikerin: Bertille Murphy – Bayern

Erfahrenster Judoka: Frank Köckeritz – Berlin

Erfahrenste Judoka: Claudia Kuhn – Baden-Württemberg

Attraktivster Kampf: Finale -73 kg: Nick Angenstein gewinnt gegen Dan Matuschowitz nach 13:05 Minuten

Team-Wettkämpfe:

1. Platz: Niedersachsen

2. Platz: Nordrhein-Westfalen

3. Platz: Bayern

3. Platz: Sachsen

5. Platz Hessen

5. Platz: Baden-Württemberg

Länder-Wertung der Einzel-Wettkämpfe:

1. Platz: Niedersachsen

2. Platz: Nordrhein-Westfalen

3. Platz: Bayern

4. Platz: Bundespolizei

5. Platz: Rheinland-Pfalz

6. Platz: Hessen

Alle Wettkampflisten und Ergebnisse der Einzel-Wettkämpfe auf der Seite www.german-judo.de

 

Bilder & Text Birgit Arendt (DJB)

 

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