34 Trainer und Prüfer machten sich in Cochem mit dem neuen Graduierungssystem vertraut. Lehrreferent Denis Maas stellte die Anforderungen und Aufgaben an die Prüflinge in Theorie und Praxis vor. Durch die neuen Freiheiten bei der Wahl der Techniken wird der Spagat zwischen Wettkampftraining und Prüfungsvorbereitung deutlich kleiner.
Aus einem Gesamtpool an 16 Wurftechniken bis zum 4. Kyu kann der Prüfling seine Techniken auswählen und die in sinnvollen Situationen präsentieren. Die Techinken sollen dann als Würfe zur Hauptseite und zur Gegenseite demonstriert werden, Beidseitigkeit ist also obligatorisch. Alle im Rahmen von Graduierungen zu erlernenden Techniken wurden in vier „Technik-Pools“ eingeteilt: je zwei für den Kyu-Bereich (Grundprogramm und Erweiterungsprogramm) und für den Dan-Bereich (Masterprogramm und historisches Programm). Die Kriterien für die Zuordnung sind im Dokument „Technik-Pools im Graduierungssystem des Deutschen Judo-Bundes e.V. “ (DJB 2022) ausführlich erläutert.
Mit Fortschreiten der Ausbildung erweitert sich nicht nur das Repertoire an gelernten Fertigkeiten und der Umfang von Kenntnissen („Breite“). Vielmehr soll sich auch deren Qualität weiterentwickeln („Tiefe“). Für das Graduierungssystem wurden entsprechend vier Niveaustufen definiert, die als Voraussetzung für Graduierungen erreicht werden sollen. Für den Kyu-Bereich relevant sind die Stufen 1 und 2, die Stufen 3 und 4 schließen sich im Dan-Bereich an.
Die Rolle von Uke wird betont. Uke muss die von Tori zu lösenden Situation herstellen und mitarbeiten. Dieses Verhalten wird in der Prüfung zukünftig ebenso mit beurteilt wie die Verinnerlichung der Judowerte. Kata wir erst mit dem 1. Kyu ein Thema.
Von den Teilnehmer*innen wurde das neue Graduierungssystem im allgemeinen begrüßt, einzig die Umsetzung des Weiß-Gelben-Gürtels als "Werbegürtel" sei mißlungen. Im Graduierungssystem ist der 8. Kyu als Einstiegsgürtel vorgesehen. Durch eine Graduierung zum 8. Kyu wird anders als bisher und anders als durch die höheren Grade kein erreichtes Fertigkeitsniveau, sondern ausschließlich ein Grundverständnis von und über Judo, dokumentiert, das im Rahmen einer Kurzeinführung innerhalb und außerhalb eines Vereins durch praktische Beispiele erlangt wurde:
1. Beim Judo sind Judo-Werte und die Einhaltung von Etikette, die diese Werte repräsentieren, allgegenwärtig und unerlässlich.
2. Beim Judo wird gelernt zu fallen ohne sich zu verletzen, da dies die Voraussetzung für jedes weitere Üben und für Sicherheit in vielen Situationen des Alltags ist.
3. Beim Judo-Standkampf versuchen die Kämpfenden sich kontrolliert zu werfen.
4. Beim Judo-Bodenkampf versuchen sich die Kämpfenden gegenseitig auf den Rücken zu bringen und dort mit einem Haltegriff zu kontrollieren.
5. Beim Judo gibt es mit dem „Abklopfen“ ein universelles STOP-Signal, das alle Aktionen unmittelbar beendet.
Die Teilnehmer*innen bedauerten, dass die Vereine durch die bürokratischen Einschränkungen (Urkunde, Eintragung im Judopass, Startberechtigung in der Überganges und die damit verbundenen hohen Kosten kaum einen Werbeeffekt haben.